Dezember 2018: Bürgeruni

Dezember 2018: Bürgeruni

Dezember 2018: Bürgeruni 5184 3456 neuesysteme.com

Eines der Projekte, das wir bei Neue Systeme konzipiert haben und bis heute weiterentwickeln, ist die Bürgeruni. Was uns daran im Hinblick auf den gesellschaftlichen Bedarf an Organisationsdesigns für eine agilere Wissenschaftsorganisation didaktisch fasziniert, gäbe genug Stoff für ein Buch. Der Ansatz, Citizen Science als Substrat für die „Neuerfindung“ des Organisationsdesigns von Universität zu nutzen, mag etwas verwegen anmuten. Der Blick in die Wissenschaftsgeschichte zeigt indes, dass es sich keineswegs um ein Novum handelt. Immer wieder haben sich Bürgerschaften in der Tradition von Platos Akademie zusammengefunden, um sich eine Uni zu schaffen, die ihren Bedarfen an Selbstverständigung entspricht. In unserer Gesellschaft, die sich als Wissensgesellschaft versteht, ist die Reformation der herkömmlichen Wissenschaftsorganisation seit einem Jahrzehnt überfällig. Es gibt zwar eine Anzahl inspirierender Teillösungen, die in der Grauzone zwischen akademischen und privatwirtschaftlichen Organisationen entwickelt wurden. Ein konsequenter Versuch der Neuerfindung von Universität ist uns bislang nicht bekannt. Hintergrund ist, dass dafür eine Fülle von Disziplinen zusammenwirken müssen. Diese Konstellation findet sich leider selten – was der Binnenlogik von F&E-Projekten im Regelvollzug von Wissenschaft geschuldet sein dürfte. Eine der Herausforderungen besteht u.a. darin, die Prozessphasen reformativer Wissenschaft sauber heraus zuarbeiten. Das ist die Voraussetzung für die Virtualisierung. Diese wiederum wird benötigt, damit wir Menschen ohne akademischen Sozialisation und damit ohne implizites Vorwissen über die für „Wissenschaft“ charakteristischen Prozessroutinen eine Orientierungshilfe an die Hand geben können, die ihnen in ihren Arbeitsgruppen Sicherheit bei der Entwicklung von Prototypen vermittelt.

Trotz der gebotenen Kürze soll noch ein Aspekt des „Projektes“ Bürgeruni erwähnt werden, der sich für uns ein wenig „magisch“ anfühlt. Die ersten didaktischen Grundlagen zur BU entstanden im Kontext der Ausbildung von Pflegekräften 2006-10. Deren Träger, die Medizinische Berufsfachschule des damaligen Landkreises Löbau-Zittau war zusammen mit der VHS und der Musikschule in genau dem Gebäude untergebracht, das wir heute nutzen dürfen. Dass wir je nach Zittau zurückkehren würden, das war nicht geplant. Auch wenn wir uns sonst eher als rational anstatt als wundergläubig einordnen würden … aber dass wir dieses Gebäude, in dem die ersten Voraussetzungen vorgedacht wurden, für das Projekt als Verein erwerben können, das mutet doch ein wenig wie Fügung an. Die Bürgeruni sollte zunächst rein virtuell aufgesetzt werden. Die Bindung an einen Ort schränkt ja die Agilität ein, wurde auch von uns nicht als zeitgemäß angesehen. Im Hinblick auf das rationale Kalkül war die Entscheidung das Projekt an dieses Gebäude zu binden eher emotional. Inwieweit es uns gelingt, hier unter diesen traumhaften Bedingungen vor Ort … trotz gesellschaftlichem Transformationsstress einen Prototyp für die nächste Form von Universität auszutüfteln und im Sinne einer Art „Black Mountain College 2.0“ zu etablieren – die nächsten Jahre werden es erweisen.[/vc_column_text][/vc_column]

[/vc_row]