Projektarbeit hat sich zu einem der Megatrends unserer Zeit entwickelt, nachdem das Arbeiten im Rahmen von Angestelltenverhältnissen über Jahrzehnte hin in den meisten Branchen als alternativloser Normalfall angesehen wurde. Inzwischen sind selbst außerhalb der Industrie, in der (deutschen) Wissenschaft zwischen 60 und 70 Prozent aller Arbeitsverhältnisse prekär, insofern sie durch Projektlaufzeiten und damit durch sowohl wissenschaftlich als auch familiär unzureichende Planungssicherheit determiniert sind. Organisieren wir unsere Zielerreichungsprozesse gemäß der Form und Funktionslogik von Projektarbeit, weil wir es müssen oder weil wir es können? Ehrensache für viele Akademiker ist es, dass diese Formen der Zeitarbeit ungern als solche angesehen, bezeichnet, hinterfragt, reorganisiert werden.

Wissenschaftliche Projektarbeit kann man nicht mit entfremdeter Arbeit am Fließband vergleichen! Zumindest sollte man das nicht. Wollen wir etwa heranwachsende Akademiker demotivieren? Wollen wir riskieren, dass im gesellschaftlichen Ansehen der Geltungsanspruch von – aus allzu kurzatmigen Projekten hervorgegangenen – Studienergebnissen von vornherein als – mangels Zeitbudget – unausgereift und halb durchdacht in Frage gestellt wird? Auch die „Denkkollektive“ unserer modernen Wissenschaftskultur sind sensu Ludwik Fleck leicht verführt, sich durch Wunschdenken und quasireligiöse Tabus bestimmen zu lassen. Wissenschaftliches Arbeiten – Projektlaufzeit hin oder her – ist und bleibe mal besser vom schönen Nimbus akademischer Adelung bekränzt!

Die Kurzschlüsse bezüglich dessen, was Wissenschaft leisten kann und soll und was eben nicht, sind im Zuge der kulturellen Regression unserer eurakanischen Kulturgemeinschaft in Richtung der sich immer deutlicher abzeichnenden Refeudalisierung prächtig weit gediehen. Die allzu schönen Selbstmissverständnisse bezüglich der Möglichkeiten, Beschränktheiten und Rollenanforderungen für Wissenschaftler reichen inzwischen so weit, dass in Märschen ernsthaft eine Deutungshoheit eingefordert wird, wie sie nur von Kirchen und Sekten vor der Säkularisation beansprucht wurde. Wer Wissenschaft im Sinne von Karl Poppers Kritischem Rationalismus so versteht, dass wir – anstatt Wunschdenken zu pflegen – unsere (kokonstruierten) Realitäten kontinuierlich und systematisch hinterfragen müssen, um sie gegenüber religiösen Letztgewissheiten qualitativ abzuheben, für den bleibt unterm dem Strich der empirisch bislang nicht nachgewiesene Befund diskussionswürdig, dass auch im akademischen Bereich die fehlende personelle Kontinuität schädliche Folgen im Hinblick auf das Dranbleiben an wissenschaftlichen Fragestellungen hat.

Auch und gerade die wissenschaftliche Rationalität erweist sich infolge der mit Projektstress einhergehenden existenziellen Nöte durch kognitive Eintrübung in Form unreflektierter quasireligiöser Prämissensetzungen bedroht. Unbeschadet dessen, welches Denkkollektiv nun in welcher Milieublase welche Konsensrealität bevorzugt kokonstruieren mag – es bleibt auch Fakt, dass diese Diskontinuität ausgerechnet bei den mit höherem IQ gesegneten Mitgliedern unserer Gesellschaft die Familienplanung erschwert. Auch die Kinder akademischer Zeitarbeiter wollen essen, trinken, spielen. In welchem Ausmaß folgt im Zuge des globalen Megatrends Refeudalisierung nach „Embedded Journalism“ nun „Embedded Science?“ Je nach Reichweite des Projektbudgets werden die Marches für Science kontinuierlich weiter geführt oder – in dem Fall wohl besser – nicht. Konsequenz: wenn wir die Arbeits- und Lebensqualität steigern wollen, so brauchen wir an der Schnittstelle von Individuum, Familie und Teamarbeit neue Systeme, unerhörte Kompromissbildungen, unvertraute und daher gründlicher zu beforschende Organisationsdesigns.

Der wichtigste Qualitätsmaßstab, an dem wir unsere Konzeptentwicklungen in dieser Richtung messen, ist das aus der Organisationsbionik entlehnte Evaluationskriterium der Just-in-time-Innovation … An anderer Stelle, in unserem Dialogmagazin „Mitdenken“, werden wir ab 05/2019 nach und nach aus unserem, über die Jahre überbordenden Manuskriptfundus publizieren. Links dazu werden an dieser Stelle nachgereicht. Schwerpunkt ist zunächst die Perspektive des Projektentwicklers: Worauf kommt es bei der Analyse der für Projektmanagement wegweisenden Situationspotenziale in der Planungsphase an, welche Analysegesichtspunkte sind erfolgskritisch? Als wichtig für eine weitere Debatte sehen wir folgende Themen an: {a} Unterschiede in der Binnenlogik von Projekten versus …

Produktionen, {b} Differenzierte Analyse und Planung von Reifephasen der Organisiertheit: Initiativen / Netzwerke / Institutionen, {c} Ökologie-Check von Projektzieldefinitionen, {d} Mediationsformate angesichts Konfliktspannung durch Kontraste zwischen Planungsanforderungen versus Planungsmöglichkeiten, {e} Gewährleistung der Nachhaltigkeit von Projektarbeit durch systematischen Theorie-Praxis-Transfer, {f} Erfordernis komplexitätsadäquater Prozessphasenmodelle für Projektmanagement, {g} Virtuelle Abbildung kompletter Lebenszyklus-Modelle, {h} Praxis der Prozessevaluation, {i} Management des Managements, {j} Qualitätsmanagement als Kulturentwicklung {k} Kollektive versus individuelle Kompetenzentwicklung, {l} Schwarmdenken versus kollektive …

Intelligenz, {m} Kulturreflexion im politischen Kontext, {n} Semantik / Semiotik / Syntax der Organisation, {o} Organisationales Lernen als orchestrierte Sinnästhesien, {p} e-Didaktik und Contentstrategie als Katalysatoren für systematische Organisationsentwicklung. {q} Organisationales Lernen als Strukturtransformation, {r} Formation und Performation, {s} Transformationsmanagement versus Transformationsgestaltung, {t} Trans-formationswissenschaft, {u} Der Zugang der Strukturtheorie an prototypische Managementprobleme {v} Situationspotenziale aus westlicher / östlicher Geistestradition, {w} Kybernetik erster, zweiter, dritter Ordnung, {x} Einbildung, Modellbildung, Erinnerungshilfen, {y} Soziale / technologische Evolution von Metapherntypen und Modellbildung, {z} Wissenschaftskultur aus der Perspektive einer „Gesellschaft jenseits der Ismen“.

Mit einer unverbindlichen Interessensbekundung per mail@neuesysteme.com können fachlich interessierte Mitdenker unsere Prioritätensetzung bei der Redaktion gern mitbestimmen! Stichwort: „Die Situationspotenzialanalyse in der Projektkonzeption“.
Im Hinblick auf den Bedarf unserer Kunden an Unterstützung bei der Entwicklung von Projekten ist freilich nicht nur die rasante Steigerung des Anteils an projektförmig organisierter Arbeit gegenüber aller anderen gesellschaftlich benötigten Arbeitsformen relevant. Relevant ist der Kontrast zwischen dem Erfordernis nach Anforderungen an Planungssicherheit und dem Ausmaß an Unsicherheit infolge Komplexität, das wir mit Hilfe geeigneter methodischer und technologischer Instrumente strategisch zielbewusst zu managen haben.