Wirtschaftliche Sozialarbeit (WS) läßt sich durch drei Leitfragen kennzeichnen: Welche Strategien sind geeignet, damit Sozialarbeiter im Sinne des doppelten Mandats ihre berufspolitischen Forderungen durchsetzen sowie die Bedarfe ihre Klientel geltend machen? Der derzeit grassierende Kulturverfall und die immensen Langzeitkosten für Klientel und Gesellschaft sind u.E auch darauf zurückzuführen, dass eine ganze Branche einen allzu schnellen Frieden mit der Politik und den sie tragenden Lobby-Organisationen gemacht hat. Setzen Sozialarbeiter ihre und die Interessen ihrer Mandanten effektiver und nachhaltiger durch, so sind Effekte zu erwarten, welche dem grassierenden Bedarf an Sozialarbeit in quantitativer Hinsicht entgegen wirken. Das berufspolitische Engagement zeitigt insofern prophylaktische Effekte, als Hilfe früher ansetzt und nicht erst dann, wenn nur noch massive Hilfseinsätze nennenswerte Effekte bewirken.

Soziale Arbeit befindet sich noch immer auf dem Weg von der Ambition zur Profession. Unglücklich wirkt es, wenn politisch Forderungen gestellt werden, die daraus rühren, dass es Mehrbedarfe zu budgetieren gilt, die aus unzulänglicher Organisation der sozialen Arbeit erwachsen sind. Im Hinblick auf die Nutzung der Möglichkeiten der Digitalisierung für eine Rationalisierung des Base Managements hängt die Soziale Arbeit dem State of the Art ca. 10 Jahre hinterher. Wirtschaftlicher wird Sozial Arbeit wenn der Schadensprophylaxe mehr Raum gegeben wird, wenn sich Sozialarbeiter für die Belange der Sprach- und Hilflosen politisch stärker einsetzen und das gesellschaftliches Mandat ihrer Profession durch systematische Rationalisierung ihre Arbeitsorganisation stärken.

Inklusive Gerontologie (IG) stellt die allzu oft mit Angst besetzte und daher in Teilaspekten noch tabuisierte Pflege wieder dahin, wo sie nach Rückkehr von Irrwegen der Kulturentwicklung hingehört: in die Mitte der Gesellschaft. Aufgrund der Tendenz zur Verdrängung sind die Konzepte für einen kultivierten Umgang mit den Herausforderungen des Alterns unterentwickelt und Anlass für krasse Einschränkungen der Lebensqualität. Zahlreiche methodische Herausforderungen gilt es zu lösen: Wir nutzen wir die Ausbildungszeit von professionellen Fachkräften der Gesundheits- und Krankenpflege, der Kinderkrankenpflege, der Heilpädagogik sowie Altenpflege effizient und nachhaltig?

Infolgedessen examinierte Fachkräfte mit überbordenden Anforderungen an Pflegedokumentation ausgelastet sind, bleibt die praktische Arbeit meist ausgerechnet an den Mitarbeitern „hängen“, die im Rahmen von Qualifizierungsmaßnahmen der Arbeitsagenturen oft nur über wenige Monate provisorischer Ausbildung verfügen und als „Pflegehelfer“, „Assistenten“ etc. bezeichnet werden. Wie befähigen wir diese Menschen, welche aufgrund ihrer prekären Berufsbiografie sehr oft gar keine Chance auf eine reguläre Ausbildung hatten, dazu, ihre Arbeit auf der Grundlage fachlicher Reflektiertheit zu meistern und „gefährliche Pflege“ zu vermeiden? Und im Hinblick auf die Zukunft von Rente und sozialer Vorsorge: Wie nutzen wir die methodischen Optionen und Tools der e-Didaktik für das Empowerment der Laienpflege, um Pflegequalität auch unter ökonomisch ungesicherten Bedingungen zu gewährleisten?

Salutogenetik (Präventivmedizin) Aus der Art und Weise, wie wir auf Probleme = Lösungen schauen – „Des Einen sin Uhl, ist des anderen sin Nachtigall.“ – resultiert, was wir für die Philosophien, Reparatur- oder Präventionsmethoden und Behandlungsstrategien angesichts von Symptomen für die Abwesenheit von Gesundheit entwickeln. Nachdem wir Jahrzehnte lang Erkrankte studiert haben, war es naheliegend, dass unsere Vorstellungen von Gesundheit sich an Erfolgsrezepten im Sinne Reparatur orientiert haben.

Der Begriff „Gesundheit“ meint freilich mehr als nur „nicht krank“.

Aus der Salutogenese-Forschung resultieren viele praktisch nutzbare Erkenntnisse und Antworten auf die Leitfrage wie Gesundheit sich aus dem Zusammenspiel von Funktionen und Phasen in Form von zyklischen Phasenverläufen, Rhythmen gleich einem Orchesterspiel generiert sowie regeneriert.

Ökologische Pädagogik lässt sich unbeschadet ihrer Bezeichnung nicht auf Umweltschutz oder theoretisch unreflektierte Erlebnispädagogik reduzieren. Leitfrage ist der Systematisierung der Vermittlung von Sinnerleben und Sinnstiftung in einer von Zerfall bedrohten Welt. Welche Wertorientierungen sind wann relevant? Wie werden wir als Vorbild charismatisch? Wie bilden wir mit unseren Lernumgebungen und vorbildhaften Verkörperungen die Kulturstufen nach, so dass Heranwachsende sich in den Reife-Phasen ihrer bezogenen Individuation im Flow mit den sie tragenden ökologischen Bezügen erleben können? Wie fördern wir Transzendenz?

Welche Wertorientierungen und symbolischen Elemente von Lebenswelten sind essentiell, damit Kinder die Möglichkeiten und Grenzen jeder Kulturstufe erleben und transzendieren können, anstatt darin auf chronisch infantile oder gar charakterlich pathologische Weise „hängen“ zu bleiben?

Eine angesichts Kulturverfall akute Frage ist, wie wir Kinder vor „gefährlicher Schule“ schützen? Wie begegnen wir der Versuchung von Regression durch Degeneration fördernde Erlebnisangebote? Wie bilden wir ein kulturelles Immunsystem aus, dass einerseits Schutz gewährt, andererseits für relevanten Lernerfahrungen offen bleibt? Über welche Formen der Passagen-Begleitung und welche Ritualisierungen machen wir im Prozess der bezogenen Individuation die Reifestufen der Identität erfahrbar? Wie vermitteln wir die Erfahrung sozialen Gehaltenseins während des mit Unsicherheit behafteten Heranwachsens in einer von Zerfall bedrohten Welt? Welche Krisenerfahrungen fördern wir und welche wehren wir wie ab?